Am Dienstag war ich bei einem Vortrag von Jens Corssen aus der Reihe „Von den Besten lernen“ (was für ein arrogant-bescheuerter Titel – ups: vielleicht ein bisschen neidisch?). Corssen scheint ein guter, kompetenter Typ zu sein, nennt sich Selbst Entwickler, ist Psychologe und Coach. Schon mal vorab: der Vortrag war gut (inhaltlich für mich wenig Neues), der Mann klasse (schauen Sie sich den Typen mal an – einfach spannend).
http://www.der-selbstentwickler.com/index2.html
Sie haben es in der Hand
Die Kernaussage: Sie haben es selbst in der Hand, es geht um das "innere Spiel", sie können zum erfolgreichen Gestalter einer“ gehobenen Bestimmtheit“ werden. Das klingt alles etwas akademisch, bedeutet zu Deutsch: Sie sind für ihr Leben verantwortlich (jammern sie nicht rum), nicht die anderen oder die Umstände. Wollen sie etwas ändern und verbessern, verändern sie ihr Denken und damit ihr Handeln (los geht´s). Akzeptieren Sie die Dinge wie sie sind oder ändern Sie sie (Wenn Sie im Stau stehen können Sie sich ärgern – davon geht er auch nicht weg - GMV. Das alles geht besser, wenn sie gut drauf sind (dieser Begriff hat Jens Corssen nicht so gut gefallen). Der Stau ist ihr Coach – witziger Ansatz – Ja Stau, dann coache mich mal. Auch witzig und richtig: Wenn Sie ein Auto kaufen, dann kaufen sie den Stau gleich mit. Haben Sie nicht gewusst? Na bitte. So betrachtet ist der Preis für ein Auto dann auch wieder günstiger. Sie bekommen mehr als Sie erwarten.
Ja, der Mann hat Recht.
Gleichzeitig kann man mit gesundem Menschenverstand feststellen, das ist nichts Neues (bis auf die Nummer mit dem gekauften Stau - köstlich). Ebenso gleichzeitig ist klar, obwohl immer mehr Menschen wissen, dass es so ist, geht es immer mehr Menschen schlechter. Ja wie kommt das denn?
Moooment: so einfach geht das nicht
Nun, ganz so einfach, wie Jens Corssen das in seinem Vortrag dargestellt hat, zumindest ist es so einfach bei mir angekommen, ist es aus meiner Sicht dann doch nicht. Nach dem Motto" Sie können jeden Morgen entscheiden was sie tun und was sie lassen" (Jens Corssen das tatsächlich und provokativ ernsthaft behauptet), können wir nicht verfahren (Glaubenssatz? – ich muss in den nächsten Stau, mich coachen lassen). Auch wenn wir das immer wieder einmal gerne so machen würden.
Corssen hat recht wenn er sagt, jeder hat es jeden Tag in der Hand. Sie müssen dann halt eben die Konsequenzen tragen. Und hinter vielen Konsequenzen, wie Arbeitsplatzverlust, Häuschen nicht mehr bezahlen können (jammern auf hohem Niveau), Familie nicht mehr ernähren können, und ähnlich dramatische Fantasien, steckt die pure Angst (dramatisch, gell – aber nicht witzig)). Natürlich kommt es meistens nicht so schlimm wie man denkt (GMV: da gibt es auch den genau gegenteiligen Spruch - der ist für Pessimisten), jedoch geht es so einfach wie Corssen das dargestellt hat nun doch nicht. Haaallloooo!
Die Welt ist nicht schlecht aber anspruchsvoll (Sichtweise). Und diesen Anspruch kann man sich stellen, und zwar in positiver Weise (lächeln). Corssen hat nun wiederum Recht, wenn er sagt, wenn man das Leben akzeptiert, die Situation akzeptiert, wenn man die „Aufs und Abs“ einbezieht und sogar lieben lernt und wenn man insgesamt in einer guten Gestimmtheit, also gut drauf ist (Innensicht), ja dann, dann klappt das mit der Selbstentwicklung wohl ganz gut - bis man in den nächsten Stau gerät - so einMist, zefixnochmal, grutzifünferl, ... ach ja.